Aderlass nach Hildegard von Bingen

Aderlass nach Hildegard von Bingen – klein aber fein

In der wissenschaftlichen Medizin hat der große Aderlass einen eingeschränkten Einsatzbereich. Immer dann, wenn Blut (und Eisen) entzogen werden muss, werden zwischen 250 – 500 ml Blut meist mit Unterdruck aus dem Venensytem abgezogen. Dies ist zum Beispiel bei der Eisenspeicherkrankheit, der Hämochromatose, der Fall. Um der krankhaft vermehrten Eisenspeicherung in den roten Blutkörperchen entgegenzuwirken, bleibt keine Wahl, als den regelmäßig durchzuführenden Aderlass einzusetzen.

Einen völlig anderen Ansatz verfolgt der Aderlass nach Hildegard von Bingen. Obwohl ihre Empfehlung schon viele Hundert Jahre auf dem Buckel hat, besitzt „ihr“ Aderlass in der naturheilkundlichen Medizin immer noch eine wichtige Bedeutung.

Aus heutiger Sicht

Auch wenn unter wissenschaftlicher Schau diese Methode belächelt werden mag, zeigen die Erfahrungen naturheilkundlich arbeitender Ärzte und derer Patienten, dass an dieser Art des Aderlasses etwas „dran“ sein muss. Die Vorstellungen von Hildegard von Bingen klingen heute mittelalterlich. Sie schrieb, dass die mit Blut gefüllten Gefäße von schädlichem Schleim und dem von der Verdauung gelieferten Saft gereinigt werden müssen. Wenn wir uns aber die Entstehung der Arteriosklerose, der häufigsten Krankheit der Gefäße, ansehen, sind die Beschreibungen Hildegards gar nicht mehr so wundersam.

Arteriosklerose bedeutet Gefäßverhärtung oder -verkalkung. Dies ist das Endstadium einer Entwicklung, die über viele Jahre symptomfrei abläuft. Für „Schleim“ und „Saft aus der Verdauung“ können wir ganz moderne Begriffe wie „Blutfette, Entzündungsstoffe und Übersäuerung“ einsetzen- und schon passt das Bild auch in die heutige Zeit. Ob LDL-Cholesterin, freie Radikale oder die Advanced Glycation End Products, kurz AGE genannt – heute ist es klar, dass ein Anhäufen dieser Produkte des modernen Lebensstils letztlich auch zur Gefäßverkalkung führt. Wie beim Ölwechsel des Automotors werden durch den Aderlass belastende Stoffe aus dem Organismus entlassen.

Ein weiteres, wichtiges Kriterium ist die Fließfähigkeit des Blutes, im Blutbild ablesbar am Wert Hämatokrit. Mengenmäßig stehen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) mit circa 40% an erster Stelle der „festen“ Bestandteile des Blutes, gefolgt von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und den Blutplättchen (Thrombozyten). Der flüssige Anteil des Blutes wird Plasma genannt, in seinem Gefäßwasser fließen Mineralien, Transporteiweißstoffe, Hormone, Spurenelemente und verschiedenste organische und anorganische Moleküle. Der Hämatokrit beschreibt das Verhältnis der „festen“ Anteile. Ist er erhöht, ist das Blut „dicker“ und fließt nicht optimal. Durch einen Aderlass wird der Hämatokrit verbessert, die Durchblutung der Gefäße wird gesteigert.

Durchführung

Beim sanften Aderlass nach Hildegard von Bingen lassen wir, nach der Venenpunktion mit einer Butterfly-Nadel, ohne Sog und ohne Stauung das Blut unter Beobachtung fließen. Zu Beginn sehen wir tatsächlich, dass das Blut dickflüssiger und dunkel ist. Nach einer Menge von ca.50-100 ml verändert sich die Fließfähigkeit, das Blut wird heller. Der Aderlass wird beendet. Anschließend verabreichen wir noch eine Infusion mit organstärkenden Naturpräparaten aus der Homöopathie und verbessern damit noch einmal den Hämatokrit.

Es gilt einige Regel zu beachten:
  • Der Aderlass kann ca. drei- bis viermal im Jahr (manchmal auch häufiger) durchgeführt werden
  • Der Patient/ die Patientin muss absolut nüchtern (Essen und Trinken) sein, auch das Zähne putzen muss anschließend erfolgen. Der Grund: sobald die Mundhöhle mit etwas in Berührung kommt, schaltet der Organismus auf „Aufnahme“. Beim Aderlass wollen wir „Abgabe“ erreichen.
  • Der Aderlass nach Hildegard sollte in der ersten Woche nach Vollmond durchgeführt werden. Grund: Die Fließfähigkeit des Blutes ist in diesem Zeitraum ausgeprägter. Chirurgen, die dieses Phänomen kennen, operieren tunlichst nicht in diese Zeit, um die Nachblutung nicht zu fördern.
  • Nach dem Aderlass sollte für zwei Tage auf gebratenes Fleisch verzichtet werden, es ist leichte Kost empfehlenswert.

Unsere Patienten bekommen bei der Planung des Aderlasses alle Richtlinien an die Hand.

Wobei hilft der Aderlass?
  • Arteriosklerose
  • Bluthochdruck
  • Durchblutungsstörungen
  • Füllezustände (roter Kopf, Schwitzneigung etc)
  • Arthritis
  • Thromboseneigung
  • Klimakterium mit Hitzewallung
  • Fettstoffwechselstörungen
  • vermehrte Harnsäure im Blut
  • Hauterkrankungen
  • Schwindel
  • Asthma bei „Fülle“
  • Hörsturz
Wann sollte kein Aderlass durchgeführt werden?
  • sehr niedriger Blutdruck
  • Anämie
  • Austrocknung
  • allgemeine Erschöpfung

Wir beraten immer individuell, ob und wann ein Aderlass sinnvoll ist.

Bild © Von Autor unbekannt – Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber Scivias., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1718595

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